„Einer muss ja damit anfangen“ – Heute so wichtig wie damals

Widerstand

Am 06.11.2023 fand an der MEG die Ausstellungseröffnung zum Thema „Was konnten sie tun – Widerstand gegen den NS“ statt. Maßgeblich gestaltet wurde dieser Abend von Dr. Axel Smend, der extra aus Berlin angereist war.

Als „Schule ohne Rassismus und mit Courage“ fühlt sich die MEG verpflichtet, sich dieses Themas aktiv auf verschiedenen Ebenen anzunehmen, zumal die aktuelle politische Lage auch ein klares Haltung zeigen verlangt. Aus diesem Grund stellte Frau Haggenmiller den Kontakt zur Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Stiftung des 20. Juli 1944 her, um die Ausstellung „Was konnten sie tun“ an der MEG zeigen zu können.

Die Ausstellung zeigt 24 Lebensläufe von unterschiedlichsten Personen, die alle Widerstand gegen den NS geleistet haben, vom Zettel kleben oder Feinsender hören bis hin zu mehreren Attentat-Versuchen sind ganz unterschiedliche Männer und Frauen, Ältere und Jüngere Teil dieser Ausstellung.

Dr. Smend, der mit seinem Bruder Rudolf, Frau Wirtz und Frau von Schnackenburg weitere Zeitzeugen mitbrachte, ist selbst Kind eines Widerstandkämpfers, sein Vater war Teil der großen zivilen-militärischen Gruppe rund um Graf von Stauffenberg, auch er wurde hingerichtet für die Mitwisserschaft und den Versuch, andere Personen zum Widerstand aufzurufen. Smend schilderte, wie sich das Leben für ihn und seine Geschwister deutlich veränderte, nachdem der Vater hingerichtet worden war, so galten sie in Zeiten des NS als Verräter, aber dieses Bild wurde erst in den 1960er/1970er Jahren in der Bundesrepublik gewandelt, Widerstand war bis dahin ein Stigma. Aber seine eigenen Erfahrungen stellte er an den Schluss, er präsentierte die verschiedenen Personen, erzählte ihre Geschichte. Der Funke sprang über, das Publikum folgte seinen Ausführungen interessiert und stellte im Nachgang auch noch Fragen. Schülerinnen der MEG-Zeitung berichten in einem gesonderten Artikel [Link auf den Artikel] aus ihrer Sicht über den Abend.

Deutlich macht Smend, dass es ihm so wichtig ist, in Schulen zu gehen, mit Jugendlichen, Eltern, Lehrkräften ins Gespräch zu kommen, denn die politische Situation im In- und Ausland zeigen, dass es wichtig ist, Stellung zu beziehen, Haltung zu zeigen und auf Missstände hinzuweisen. Besonders eindringlich erklärt er dem Publikum, dass Demonstrationen von heute nicht mit dem Widerstand von vor rund 75 Jahren vergleichbar sind – wer damals Widerstand leistete, der Politik widersprach, riskierte sein Leben. Dies Ausstellung zeigt dies, die meisten der abgebildeten Personen bezahlten ihren Widerstand mit dem Leben.


Smend appelliert an die Jugendlichen, sich stets gut zu informieren und informiert Diskussionen zu führen, zu Demonstrationen zu gehen und nicht alles einfach hinzunehmen, aber eben auch nicht kopflos zu handeln. Der Dialog zwischen Alten und Jungen ist wichtig und besonders eindringlich in Erinnerung blieben Sophie Scholls letzte Worte gegenüber dem Richter Freisler, der sie zum Tode verurteilte: „Einer muss ja damit anfangen.“

Am 7.11.2023 kam Dr. Smend noch einmal in die Schule und begleitete im Rahmen des MEG-Tages einen Workshop von 9-Kläss:lerinnen. Dieser Tag stand unter der Überschrift „Politisches Engagement“. Hier stellten die Teilnehm:erinnen in der Gruppe einzelne Personen vor und sagten auch, dass sie großen Respekt vor den Taten der Widerständ:lerinnen haben, aufzustehen und das eigene Leben zu riskieren.  Durchweg gab es das Feedback, diesen Workshop zu wiederholen, da Geschichte so erlebbarer geworden ist.


Fazit aus diesen zwei sehr intensiven Tagen zur Widerstands-Geschichte: Dies möchten wir gerne wiederholen – nicht nur die Ausstellung zu präsentieren, sondern eben der Zeitzeuge macht die Ausstellung nachhaltig, denn Smends Erzählungen und Apelle bleiben mit Nachdruck im Gedächtnis und zeigen, dass Z(w)eitzeugen ein wichtiger Bestandteil von Erinnerungskultur sind.

Wir blicken jetzt schon nach vorn, denn Mitte Januar wird der Widerstandstandstag für die Q2 stattfinden, auch hier unter Beteiligung eines Zeitzeugen, jedoch mit deutlich wissenschaftlicherem Fokus als der Tag im November.

Wir danken der Stiftung 20. Juli 1944 und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, die es ermöglichen, diese Ausstellung in die Schule zu holen, um die Erinnerungskultur präsent zu halten, auch wenn die Gräuel des NS schon vermeintlich lange her sind.

(Fotos: D. Falterbaum, J. Haggenmiller)