‚Akademie‘ kann man nicht erklären, man muss sie erleben. Das erklärte uns unser Akademieleiter am ersten Abend. Er sagte, sie sei eine „Utopie auf Zeit“. Was er damit meinte, verstand ich zu diesem Zeitpunkt nicht. 16 Tage später begriff ich es.
Das erste Abendessen fand in einem geschmückten Saal statt, der ein wenig an die Great Hall bei Harry Potter erinnerte. An den Wänden hingen Gemälde von ehemaligen Rektoren und Internatsleitern der Gaesdonck. Priester und Gelehrte aus den vergangenen Jahrhunderten. Ich schaute in viele fremde Gesichter und unterhielt mich mit Leuten, deren Namen ich nicht kannte. 16 Tage später war mir niemand mehr fremd und wir waren Freunde geworden.
Auf dem parkähnlichen Gelände des Internats befinden sich ein See, eine eigene Kunstsammlung, ein Tonstudio, ein Bildhauer- und ein Maleratelier, zwei Turnhallen, ein Hallenbad, eine Reithalle sowie ein Sportplatz und mehrere Fußball- und Tennisplätze. Das alles war schön. Was aber wirklich zählte, waren die Menschen, mit denen ich die 16 Tage auf diesem Gelände verbrachte.
In diesen 16 Tagen befassten wir uns in unserem Kurs mit dem Thema Klimawandel und Menschenrechte. Fünf Stunden am Tag Kursarbeit, die sich durch interessante Diskussionen und vielfältige Methoden nicht wie Arbeit anfühlten. Den Rest des Tages spielten wir Tennis, Wikingerschach, Ultimate Frisbee, schauten uns Bundestagsdebatten an und spielten Werwolf oder Powerpoint-Karaoke. Andere spielten Fußball, sangen im Chor, spielten im Orchester und falteten Origami. Abends tanzten wir, machten zusammen Yoga, spielten Volleyball, schauten in die Sterne, sangen am Lagerfeuer oder backten gemeinsam. Oft bis tief in die Nacht. Immer im Bestreben, die gemeinsame Zeit auszuschöpfen und zu genießen.
Was ist nun gemeint mit Utopie auf Zeit? Die zeitliche Begrenzung erklärt sich von selbst: 16 Tage. 16 Tage, die sich in der Erinnerung häufig wie zwei Monate anfühlen. Utopie im Sinne der Akademie meint, alle Sorgen und Probleme und alles was ‚Außen‘ geschieht für die Zeit der Akademie zu vergessen. Die Akademie schafft den unbeschwerten Rahmen dafür, dass Schülerinnen und Schüler aktiv, kreativ und sportlich sein können. Außerdem schafft sie Raum für Gemeinschaft. Gemeinschaft, für die man in dieser intensiven Form im Leben selten Zeit und Raum hat. Jugendliche, die alle Probleme für einen Moment vergessen, Gemeinschaft leben und sie selbst sein können, das meint Utopie.
Ich habe wertvolle Erfahrungen und einzigartige Erinnerungen sammeln dürfen. Zudem Impulse, Ideen und Perspektiven für die Zukunft und meinen weiteren Lebensweg. Vor allem aber wertvolle Freundschaften. Danke an alle, die mir diese unglaublich schöne Erfahrung ermöglicht haben. Ich rate jedem, dem diese Möglichkeit angeboten wird, das Angebot anzunehmen.
Die Deutsche SchülerAkademie ist ein Programm von Bildung & Begabung. Sie wird durch verschiedene Stiftungen sowie den Bund und die Länder gefördert. Jeden Sommer werden mehrere meist 16-tägige Akademien an verschiedenen Standorten in Deutschland veranstaltet. Eine Akademie besteht aus ca. 6 Kursen mit jeweils etwa 16 Teilnehmenden und je zwei Leitenden, sowie der Akademieleitung und einem Musiker. Während der Akademien arbeiten Jugendliche in Kursen zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen zusammen. Neben der Kursarbeit werden vielfältige musische, sportliche und andere kursübergreifende Aktivitäten und Informationen zu verschiedenen Studiengängen angeboten. Den Rahmen dafür schafft die Akademieleitung, die Schülerinnen und Schüler gestalten die Akademie.
Elias Kordt, Q2