Seit Beginn des Schuljahres 2020/21 beschäftigen sich die Schüler*innen des Deutsch-Grundkurses Q1 mit einem Klassiker der deutschen Literatur: „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing aus dem Jahr 1779. Alt und verstaubt, könnte man meinen, dennoch waren die Kursmitglieder*innen schon in der Klausur davon überzeugt, dass Lessings Ringparabel mit der Aufforderung zur Toleranz aktueller denn je ist.
Spannend wird Literaturunterricht, wenn man beginnt, verschiedene Werke, Stile, Epochen zu vergleichen. Und jetzt kommt Franz Kafka ins Spiel.
Eine seiner berühmtesten Parabeln, „Heimkehr“, lässt sich gut mit der Eingangsszene aus Nathan vergleichen und in Beziehung setzen. Leitfragen sind dabei: Was ist ein Heim? Was bedeutet Heimkehr? Ist der Heimkehrende willkommen? Wie ist die Wirklichkeit bei der Heimkehr?
Um die Reihe nun abzuschließen, erhielten die Schüler*innen den Auftrag, ein Gedicht im Stile Lessings bzw. Kafkas zum Thema „Heimkehr“ zu verfassen.
Hier nun die Ergebnisse von vier kreativen „Nachwuchs-Poeten“ aus dem Grundkurs Deutsch Q1 von Frau Haggenmiller:
Gedicht 1: Zittrige Hände klopfen an die Tür, schon so lang‘ war ich nicht hier. Wer seid ihr jetzt? Wer wollt‘ ich sein? Vielleicht seid ihr nicht da. Vielleicht soll es nicht sein. Ab der Schwelle wär‘ es euers, schon lange nicht mehr meins. Würdet ihr die Türe öffnen, eure Freude wär‘ recht klein, eure Züge wären unliebsam, euer Herz ließe mich nicht rein. Es ginge um hohle Worte, auch um zähes Schweigen. Heimkommen ist seit Ewigkeiten der Entfremdung nah zu sein.
Gedicht 2: Auf meinem Heimweg von einer langen Reise , ich sehe im Zug erste einzelne Einzelheiten meiner Stadt. Anschließend mein Zuhause. Mein Vater wird der erste sein, der mich erwartet. Am Gebäude angekommen sehe ich noch keinen. Ja, keinen, der mich erwartet. Doch hineingetreten, sehe ich meine Familie, genauso wie vorher. Glücklich und sogar glücklicher. Nur ohne meinen Vater. Ist er denn sauer?
Gedicht 3: Hallo Zuhause Bist du wirklich noch mein altes Zuhause, denn seit neustem bin ich mich nur noch am erlaufen. Was oder wer wartet hinter der nächsten Tür? Und was werde ich spüren? Ist es die alte Freude oder Schmerz und Enttäuschung? Du musst es mir sagen, ohne jegliche Vereugnung. Diese Luft voller Geheimnisse, Stille und Fragen oder Bin ich es, der sich verändert hat? Einer wird auch mich verklagen.
Gedicht 4: Kehr ich Heim zu den Liebsten mein, bin nicht mehr allein, denn ich trete ein, in mein trautes Heim. Voller Freud bin ich erfüllt, und von Liebe wie gestillt, die mir lange fremd gewesen, und ich mir nicht selbst erlesen, nun endlich wiederzusehen. Will nicht mehr scheiden, nicht länger meiden, nicht wieder kehr'n von dem was mir so lange fern. Bin nun verwurzelt bei den Meinen fest, will hoffen das Gott mich noch lange lässt, und werde verlassen mein Heim erst um zu kehr‘n zu dem Schöpfer mein.