Sprachassistenz/Praktikum an der MEG

Mein Erfahrungsbericht

Hallo,

ich heiße Luna Sanchez, bin 19 Jahre alt und komme aus Lausanne, in der Schweiz. Ich war von Anfang September bis Ende November 2020 Sprachassistentin und Praktikantin an der Max-Ernst-Gesamtschule. Ich hatte in der Schweiz im Juni 2020 mein Abitur absolviert und wollte unbedingt meine Deutschkenntnisse verbessern und war sehr glücklich darüber, dass die MEG mich aufnehmen konnte.

Der Anfang war schwer für mich, da ich nicht alles verstanden habe. Außerdem hat mir meine Schüchternheit nicht unbedingt geholfen, die Schüler*innen sofort kennenzulernen, die selbst von meiner Person eingeschüchtert waren. Aber mit der Zeit haben wir einander kennengelernt. Ich bin auch ehrlich dankbar für die Geduld, die sie mit mir und meinem Deutsch gehabt haben, denn es war nicht immer einfach, sich gegenseitig zu verstehen, z.B. haben sie mir immer wieder gesagt und erklärt, was ich nicht verstanden habe.

So wie die Schüler*innen waren die Lehrer*innen sehr nett zu mir und sie waren immer bereit, mir zu helfen, wenn ich ein Problem hatte. Ich begleitete verschiedene Lehrerinnen  in den Fächern Französisch und Spanisch. In Absprache mit Frau Aller, meiner Betreuerin, durfte ich im Fach Französisch zwei Kurse aus dem Jahrgang 10 auf die anstehenden Arbeiten im Dezember vorbereiten. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, eine Stunde lang ohne Lehrerin am Freitagnachmittag wirklich zu unterrichten. Schüler*innen aus den Jahrgängen 9 und 10, für die ich selbst den Unterricht  vorbereitete, hatten die völlige Freiheit, sich für diese Stunde anzumelden. Während dieser freiwilligen Stunde versuchte ich mich in die Lage der Schüler*innen hineinzuversetzen und bereitete den Unterricht entsprechend vor. Deshalb fragte ich sie am Ende jedes Kurses, welches Thema sie in der darauf folgenden Woche ansprechen wollten, da mehr als die Hälfte Anfänger waren, während einige Schüler*innen bereits fortgeschrittener waren. Ich habe verschiedene Lernformate ausprobiert, wie zum Beispiel das klassische Übungsblatt sowie Spielplatten oder ein Memory-Spiel. Es zeigte sich, dass die klassischen Übungen für sie langweiliger und weniger verspielt waren, während das Memory über grundlegende Vokabeln zu meiner Überraschung ein großer Erfolg war. Wir haben auch einen Pictionnary mit Standard-Vokabular gemacht, aber ich würde ihn nur für Fortgeschrittene empfehlen. Zum Schluss waren ihre Rückmeldungen zu meinem Kurs positiv und sie hatten viel Spaß.

Im Bereich der Musik hatte ich die Möglichkeit während einer Unterrichtsstunde Schüler*innen der 12. Klasse von Frau Flau die französischsprachige Musikkultur, insbesondere den französischsprachigen Rap, anhand der Analyse eines Liedes vorzustellen. Für dieses Thema habe ich auch die Gelegenheit genutzt, eine Liste mit französischen, belgischen und schweizerischen Künstlern sowie Namen von Filmen und Youtube-Kanälen zu erstellen, damit die Schüler*innen erfahren, was junge Leute wie ich in der Schweiz oder Frankreich viel hören. Außerdem habe ich mit Schüler*innen der 8. Klasse von Frau Al-Wahabi ein Video gedreht, bei dem die MEG auf Deutsch und Französisch präsentiert wurde.

Ich hatte auch das Glück an einem Spanischkurs von Frau Wilts teilzunehmen. Obwohl ich schon seit meiner Kindheit Spanisch spreche, erlaubte es mir mein Niveau leider nicht, den Schüler*innen des Kurses wirklich zu helfen und habe deshalb wie die Schüler*innen des Kurses auch die Übungen mitgemacht.

Was den Stundenplan der Schule im Allgemeinen betrifft, so war ich zuerst überrascht über die kurze Pause, die zwischen Doppelperioden besteht, insbesondere in  der Mittagszeit, die 15 Minuten beträgt. Daran habe ich mich trotzdem gewöhnt. Der Vorteil bei dieser Abfolge von kleinen Pausen ist, dass der Tag früher endet. Ich konnte die Schule am frühen Nachmittag verlassen, deshalb hatte ich viel Zeit, um andere Dinge zu entdecken. Mein Stundenplan umfasste insgesamt 16 Unterrichtsstunden, die sich auf die fünf Wochentage verteilten: Der Montag und  der Freitag waren die „schwersten” Tage. Außerdem konnte ich  in andere Klassen gehen als in meinem Stundenplan angegeben war.

Generell war ich während meines Praktikums erstaunt, wie wenig die Schweiz im Vergleich zu Frankreich, insbesondere Paris, hervorgehoben wird. Ich durfte ein paar Klischees über die Schweiz erfahren, aber nicht so viel, wie ich dachte. Aufgrund der Tatsache, dass ich Französisch spreche und sicherlich auch wegen meines Akzents wurde ich sofort mit Frankreich und Paris in Verbindung gebracht, weshalb ich vielen Schüler*innen und Lehrer*innen immer wieder sagen musste, dass ich aus der Schweiz komme, aus der französischsprachigen Schweiz, wo man auch Französisch spricht:-) An meinem letzten Tag an der Schule habe ich über eine Stunde lang einen Vortrag über die Schweiz auf Deutsch für Oberstufenschüler*innen (13. Klasse) gehalten, die Französisch lernen. Ihr Feedback war positiv, da sie viel über die Schweiz und die Stadt, aus der ich komme, erfahren haben. Ich habe versucht, sie möglichst nicht mit den klassischen Klischees zu konfrontieren, sondern sie zu einem kulturellen Besuch einzuladen, der näher am Alltag ist.

Abschließend möchte ich anmerken, dass ich meine Deutschkenntnisse verbessert und gleichzeitig neue Dinge und Menschen kennengelernt sowie den Lehrerberuf entdeckt habe. Ich ermutige alle, die zögern, den Schritt zu wagen, ins Ausland zu gehen, sei es nur für ein paar Monate, um mit neuen Erfahrungen und Erinnerungen bereichert zurückzukommen. Ich hatte große Freude an der Arbeit in der Schuleund war traurig, die Schule zu verlassen.

Ich möchte mich sehr herzlich bei meiner Betreuerin Frau Aller bedanken. Vielen herzlichen Dank auch an Frau Flau, Frau Wilts, Frau Fontaine und Frau Al-Wahabi, die mich in ihren Klassen sehr herzlich aufgenommen haben, sowie an Frau von Nottbeck und Herrn Emmermann, die mir diese Erfahrung ermöglicht haben.

Merci beaucoup! Muchas gracias! Luna Sanchez