Lesung und Gespräch mit der Autorin Aya Cissoko

 

aus Mali / Frankreich zu ihrem Roman „Ma“ am 3. April 2019 in Kooperation mit „Stimmen Afrika“

Séance de lecture et de discussion avec l‘auteure franco- malienne Aya Cissoko le 3 avril 2019 en coopération avec

„Stimmen Afrika“

(Bericht von Leon Gebhardt, 11. Klasse) Die Lesung beginnt bei uns in der Bibliothek mit der Vorstellung der Autorin und ihrer Hintergrundgeschichte. In Folge der Vorstellung stellt Pauline, eine Schülerin aus dem Französisch-EF-Kurs, die Biografie der Autorin Aya Cissoko vor. Die Lesung findet in zwei Sprachen statt. Erst liest die Autorin Ausschnitte auf Französisch vor. Dann liest Frau Morgenrath die Ausschnitte auf Deutsch vor. Es ist immer spannend, die Sprache, die man lernt, aus dem Mund einer Muttersprachlerin zu hören. Gleichzeitig steigt die Nervosität, die Fragen auf Französisch zu stellen, die wir im Unterricht vorbereitet hatten. Aya Cissoko geht sehr ausführlich auf unsere Fragen ein und gibt viele anschauliche Beispiele an. Die Übersetzung folgt von unserer Französischlehrerin Madame Al-Wahabi. Aya wiederholt in ihren Antworten immer wieder, wie wichtig ihr das

Schreiben ist und wie es ihr geholfen hat, mit Problemen fertig zu werden. Es war eine sehr angenehme, aber auch eine seltene Erfahrung, einen aktiven Austausch mit der Autorin zu haben.

Frau Cissoko und Frau Morgenrath von „Stimmen Afrika“

(Bericht von Chantal Pourrier, 11. Klasse) Aya Cissoko möchte für diejenigen, die keine Stimme haben (beispielsweise ihre Mutter), das Wort ergreifen, damit diese nicht in Vergessenheit geraten. Sie will mit ihrem Roman ein Zeichen für die Gastarbeiter setzen. Ihr Vater wollte damals nicht nur zufällig nach Frankreich. Er ging dorthin, weil es in Frankreich zu dieser Zeit viele Arbeitsplätze gab.

Ayas Mutter wollte nicht, dass Aya in ihrem Pariser Viertel raus ging, weshalb Aya viel las und später auch mit dem Schreiben begann. Das half ihr aus ihrem Alltag raus zu kommen und abzuschalten (vergleichbar mit dem Auf- und Zuschrauben eines Ventils). Lesen half ihr den Zugang zu ihrem universellen Geist zu finden. Sie fühlte sich daher bei Not oder bei anderen wichtigen Ereignissen immer gedrängt zu schreiben. Sie ist sich dessen bewusst, was ihre Eltern für sie geleistet haben.

Ihr Vater und ihre kleine Schwester starben bei einem Attentat in Paris. Ihr kleiner Bruder starb aufgrund einer Krankheit im Krankenhaus. Trotzdem sorgte ihre Mutter für die übrig gebliebenen Kinder, für ihren Bruder und für sie, und ignorierte, dass sie aus dem Clan ausgestoßen wurde. Ihre Mutter sollte eigentlich nah Mali zurückkehren, denn ihr Clan ist gegen eine alleinerziehende Mutter. Doch ihre Mutter war immer da, egal was passierte.

In dem Buch werden die Streitigkeiten zwischen Mutter und Tochter geschildert, welche vor allem durch die verschiedenen Orte und Kulturen, in denen die beiden aufwachsen (Mutter in Mali und Tochter in Frankreich), entstehen. Im weiteren Verlauf erkennt die Mutter jedoch den Wert des Lebens ihrer Tochter. Aya Cissoko hat sich sehr darüber gefreut, als sie gehört hat, dass sie eine Tochter bekommt. Frauen ihrer Familie sind mental sehr stark. Sie möchte ihre Tochter anders erziehen. Ihr die Reichtümer, Werte und Traditionen beider Kulturen übermitteln. Ihrer Erfahrung nach können Kulturen sehr gut miteinander harmonieren. Sie möchte ihre Tochter dabei begleiten, ihr eigenes Leben zu leben. Ihre Mutter war sehr streng, da sie alleinerziehend war und der Einfluss des Clans dabei auch eine entscheidende Rolle spielte .

Die Buchideen kommen ihr ganz zufällig, wie beispielsweise bei J.K. Rolling und Harry Potter im Zug nach London. Diese Ideen notiert sie sich dann auf ihrem Handy und würfelt diese dann zusammen. Bei genügend Ideen klebt sie sich Post-its an die Wand, damit sie einen guten Überblick über das Buch bekommt und fängt an zu schreiben. Ehrlichkeit spielt bei ihr dabei auch eine wichtige Rolle. Sie fragt sich dann z.B. „Stimmt das mit dem überein, was ich mitteilen möchte?“. Aya schreibt, um alle zu erreichen bzw. sie wendet die Grammatik und den Wortschatz so an, dass jeder ihre Romane verstehen kann, da nicht jeder den selben Bildungsabschluss hat. Somit versucht sie niemanden auszuschließen. Aya hat kein Idol/ Vorbild, es sind eher die allgegenwärtigen Leute auf der Straße, welche anderen Leuten helfen und dafür vielleicht sogar über ihre eigenen Schatten springen. Ihrer Meinung  nach sollte man dies aber nicht zwingend machen. Man sollte es eher zufällig, mal so zwischendurchin einer Situation machen, in der man mitbekommt, dass jemand Hilfe braucht bzw. für jemanden da sein. Sie hätte niemals gedacht, dass sie mal Autorin wird. Darauf ist sie erst später gekommen, zum Teil auch, weil sie auf immer bessere Schulen gegangen ist. Sie liebt es zu kochen und sich zu amüsieren. Für sie es ist wichtig auch mal raus zu gehen und ein soziales Leben zu führen.